Die Fenster der Christuskirche
Wo ist denn hier das Kreuz
fragen manche Besucher verwundert, wenn sie die neugestaltete Christuskirche betreten. Und in der Tat, manche entdecken es nicht auf Anhieb. Denn das Kreuz befindet sich im Fenster: eine gelbe Längs- und eine rotbraune Querachse, verteilt über drei nebeneinanderliegende Fenster. An der hinteren Seite des Kirchenraums befindet sich das fast identische Pendant. Die Gemeinde hat durch die neue Ausrichtung des Kirchenraumes die Fenster „neu ins Auge gefasst“, denn sie befinden sich nun auch über dem Altar, also im Zentrum des Blickes.
Das war Anlass, sich eingehend mit ihnen zu befassen. (Lange genug haben sie ein eher stiefkindliches Dasein gefristet). Glücklicherweise konnte ein Kontakt zu dem Sohn des Entwerfers hergestellt werden, der im Jahr 1973 die Fenster eingebaut hatte.
Eugen Keller, Maler und Bildhauer aus Höhr-Grenzhausen, entwarf unter anderem auch den Taufraumboden und das Kanzelmosaik in der Konstantinbasilika in Trier. Er war also ein namhafter Künstler und wir können uns glücklich schätzen, sein Werk in unserem Kirchlein zu haben. Leider sind keine Unterlagen mehr vorhanden, wir wissen nichts über die Planung, die Motive. Die Vermutungen Reiner Kellers (Sohn von E. K.) gehen in Richtung Schöpfungsgeschichte (Erde, Licht), aber das sind pure Spekulationen.
Da gute Kunst Gedanken ins Schweifen kommen lässt, haben wir uns auf Entdeckungsreise begeben und noch mehr biblische Bezüge gefunden: der Auszug aus Ägypten und die Teilung des Meeres; Jakob und die Himmelsleiter; die „Grabtaufe“ Röm 6; „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Jo, 15, 12) u.v.a.m.
Das Hauptmotiv des Dreierfensters aber ist eindeutig das Kreuz mit seinem braunen Quer- und seinem gelben Längsbalken. Es ist ein besonderes Kreuz, denn die Unterschiedlichkeit der beiden Achsen drückt viel aus: die rotbraune Horizontale als „irdischer“, menschlicher Bereich, die gelbe Vertikale als „himmlischer“, göttlicher Bereich. Vielsagend ist auch das Zentrum: Wo sich die beiden Achsen schneiden, überlappen sich die Farben nicht, sondern der braune Querbalken zieht sich durch. In der Verschmelzung von Oben und Unten, Zeit und Ewigkeit, Himmel und Erde geht also im Entwurf von Eugen Keller das Göttliche im Menschlichen auf. Luther drückt das so aus: Das Endliche kann das Unendliche aufnehmen (finitum capax infiniti).
Das Kreuz in Eugen Kellers Fenster ist eine theologische Aussage: Gott hat seinen Ort BEI UNS. Er ist nicht der ganz Ferne, der ganz andere, sondern in Jesus hat er sich uns gleich gemacht. Die Mitte des Kreuzes ist hier Weihnachten!
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